Freitag, 20. August 2010

Über pseudonyme Trollresistenz in Liquid Feedback

Zwei Behauptungen über Liquid Feedback die ich so nicht stehen lassen kann.

Trollresistenz



Es wird ja gerne behauptet dass Liquid Feedback trollresistent ist. Ich habe eine Weile darüber nachgedacht und für mich herausgefunden dass diese "Resistenz" nicht im Sinne der in der Informatik bekannten Begriffe Verhinderung oder Vermeidung gemeint ist, sondern eher im Sinne einer Gripperesistenz: Man wird gegen jeden Troll resistent, indem man ihn individuell einmal identifiziert hat. Mir sind in Liquid Feedback sind soweit folgende Trolltypen aufgefallen:

Identitätstrolle. Beispiele dafür sind Markus Gerstel (Verified Account), und erst recht berühmt: AndiPopp (nicht der echte, sondern der andere). Die wird man mit der Zeit natürlich los, allerdings eben nur einzeln.

Spamtrolle. Eine Initiative wird 15x eingereicht, oder in sachfremde Themen eingestellt. Hiergegen hilft Auto-Ablehnen. Leider bedeutet das auch, dass man regelmäßig durchschauen muss, ob eventuell gute Initiativen irgendwo untergehen. Ich würde hier tatsächlich gerne ein Feature sehen, dass es mir erlaubt Initiativen von bestimmten Benutzern auszublenden, solange sie das Quorum nicht erreicht haben. Das Allheilmittel 'Delegation' hilft hier auch nur nach dem bekannten Team-Prinzip: Toll, ein anderer muss sich durchwirtschaften. Und will man mehr tun als eine bloße Themen- oder gar Globaldelegation zu vergeben, so muss man trotzdem durch den Müll waten.

Inhaltstrolle. Wir streichen mal eben Sätze aus Gesetzen und Verfassungen weil wir sie nicht verstehen, oder der Meinung sind sie braucht keiner. Oder wir fordern Nichtraucherschutz auf Balkonen in Mehrfamilienhäusern - natürlich per Volksentscheid. Populistische Forderungen, meist mit nichts untermauert. Und doch provozieren sie manchmal Gegenreaktionen herauf, und beschäftigen gute Leute unnötig, da diese sonst die Befürchtung haben dass so ein Schmarrn irgendwo mal durchkommt. Solange Liquid Feedback keine echten Auswirkungen hat, mag das schön und gut sein - aber wer kann bitte heute schon abschließend sagen welche Auswirkungen eine Abstimmung dort tatsächlich haben wird? In Liquid Feedback greift natürlich auch ein Selektionsmechanismus: Auf plumpe Trolle fällt keiner mehr herein. Aber geschickte Trolle, die beispielsweise in der Initiative anderes fordern als in der Überschrift, haben auch in Berlin noch gute Chancen. Hand aufs Herz - wer hat denn wirklich die Zeit seitenweise Text zu lesen?

"Trollresistenz" ist für mich ein klarer Mythos. Ich weiß wie es gemeint ist, und ich finde es auch toll dass unbeachtete Initiativen und Themen nach hinten rutschen - aber für mich ist das keine Trollresistenz sondern eine glorifizierte Sortierung.

Ach, und die vielbeschworenen "lauten Leute" in der Partei? Tja, die sind natürlich auch nicht einfach weg. Von wegen, diese braucht man jetzt mehr denn je: Gerade in Liquid Feedback müssen Initiativen beworben werden. Damit man nicht auf der 28. Seite der Neu-Anträge herumdümpelt braucht man eben Marktschreier auf Mailinglisten oder über Twitter. Kennt dich keiner, dann kennt auch keiner deine Initiative, und du gehst in der Masse unter.

Pseudonyme Nutzung



Das wird jetzt etwas komplizierter und wesentlich länger.

Mein Verständnis eines Pseudonyms, und das wie es gerne in diesem Zusammenhang propagiert wird, ist das eines klassischen Schriftstellers, der unter einem fremden Namen publiziert, da er - aus welchen Gründen auch immer - nicht mit der Publikation in Verbindung gebracht werden will. Und ist der Verleger brav, dann kann man, so man will, sein Pseudonym auch mal unaufgedeckt mit ins Grab nehmen.

Pseudonyme in Liquid Feedback funktionieren jedoch komplett anders, wie ich es in Liquid Feedback am eigenen Leib erfahren habe. Ich habe mich zuerst absichtlich nicht unter meinem eigenen Namen angemeldet. Am nächsten Tag klingelte mein Telefon, und ein Pirat fragte mich, ob ich denn wirklich der Markus Gerstel im Liquid Feedback sei:

Natürlich war ich es nicht. Ich habe also in alle Welt verkündet: Hey, das bin nicht ich - und was ist passiert? "Markus Gerstel (Verified Account)" hat aktuell 18 eingehende Delegationen, davon 8 für den Themenbereich 'Satzung und Parteistruktur', und nochmal 2 weitere für spezielle Themen darin. (An dieser Stelle: Danke für das Vertrauen aller Delegierenden. Nice Try :D) Unter den Delegierenden auch bekannte Leute wie Tirsales, ValiDOM und Pavel Mayer. Und AndiPopp. Aber zu dem später mehr. Besonders heiß: Die Webadresse im Profil des falschen Markus Gerstel verweist auf meinen Tweet dass es sich nicht um meinen Account handelt. Meine erste Lektion war also: Ist dein Name in der Partei bekannt, so musst du ihn in Liquid Feedback auch verwenden - sonst tut es ein Anderer.

Aah, aber dann hieß es ja: Melde dich doch beim Support und schwärze den Kollegen an, der da deinen Namen benutzt. Ich habe das absichtlich gelassen, denn ich wollte noch weiter beobachten. Einige Leute haben mitbekommen dass nicht ich hinter diesem Account stecke. Also kame unweigerlich die Frage: Hey, wer bist du denn im Liquid Feedback? Wir wollen dir delegieren, weil du Ahnung von gewissen Themen hast. Meine zweite Lektion war daher: Hast du Ahnung von Themen, und ist es dir nicht vollständig egal was dort passiert, kannst du dein Pseudonym nicht für dich behalten.
Denn als ich antwortete, dass ich mein Pseudonym erstmal noch für mich behalten wolle, bekam ich enttäuschte Reaktionen. Die dritte Lektion: Wenn dir Leute vertrauen, du Ihnen aber durch die Geheimhaltung deines Pseudonyms ja offensichtlich nicht vertraust, belastest du dein soziales Umfeld.

Eine Forderung, die ich ja bereits gestellt hatte bevor Liquid Feedback in Betrieb ging war, verifizierte Accounts in Liquid Feedback einzuführen. Ein entsprechender Antrag landete auch sehr schnell im Liquid Feedback, initiiert von einem falschen Andi 'Valentin' Popp. Zu diesem Zeitpunkt war der echte Andi Popp noch nicht im Liquid Feedback aktiv. Es dauerte auch nicht lange bis eine Gegeninitiative auftauchte, die eine Verifikation von Accounts wegen des zu erwarteten sozialen Drucks ablehnte. Die Realsatire beginnt an der Stelle als der echte Andi Popp auf Twitter erklärt dass er krank im Bett läge, und noch gar nicht in Liquid Feedback aktiv sei. Und jetzt wurde der echte Andi Popp von Gegnern der Initiative tatsächlich aufgefordert seinen Account über Twitter zu verifizieren. Die Gegner der Initiative liegen natürlich völlig richtig wenn sie sagen, dass verifizierte Accounts eine Zweiklassengesellschaft aufbauen. Aber, und das ist die vierte Lektion, der befürchtete soziale Druck ist schon längst da. Es ist zwar möglich an Liquid Feedback teilzunehmen, ohne sein Pseudonym aufzudecken. Aber nicht in dem Maße wie es allen anderen möglich ist. Und damit haben wir auch bereits die gefürchtete Zweiklassengesellschaft.

Dass Kandidaten für Parteiämter oder Listenplätze in Zukunft mit der Frage "Wer bist du im Liquid Feedback?" rechnen müssen, sollte jedem klar sein. Interessanter ist, dass selbst 'einfache' Piraten ohne Ämter es für nötig hielten Ihren Liquid Feedback-Account zu bestätigen. Keine der bisherigen Lektionen hängt von einem Amt ab.

Aktuell bin ich bei 61 Themen als interessiert eingetragen, und unterstütze dort 73 Initiativen direkt. Weitere Themen und Initiativen unterstütze ich per Delegation. Wenn ich nur die Themen zähle, die aktuell in der Diskussionsphase sind, komme ich auf 159 - ohne Sandkasten. 4 Initiativen habe ich selbst initiiert. Wenn ich Initiativen nicht bewerbe, gehen sie schlicht und ergreifend unter. Bewerbe ich meine Initiativen, gebe ich mein Pseudonym preis.
Gleiches gilt andersherum: Fasel und rxl haben Initiativen gestartet, bei denen ich mehr oder weniger mitgearbeitet, oder auch nur drübergeschaut habe. Wer weiß, wo ich mitarbeite, und sieht, wer unterstützt, der muss nur noch das Konzept einer Schnittmenge verstehen, um mein Pseudonym herauszufinden.
Lektion Nummer fünf: Aktive Teilnahme -oder- vornehme Zurückhaltung. Willst du Liquid Feedback voll ausnutzen, und selbst etwas bewegen, dann kannst du dir ein geheimes Pseudonym nicht leisten. Zumindest kein Pseudonym, das von dem sonst in der Parteikommunikation von dir bereits verwendeten abweicht.

Aber es ist ja alles kein Problem. Ich kann mein Pseudonym ja jederzeit ändern. Und das kann ich unbemerkt von anderen Leuten, ausser - ja, ausser - sie haben mich als Kontakt hinzugefügt, auf mich delegiert, kennen eine meiner Initiativen, oder die URL meines Profils. Denn dann ist die Rückverfolgung trivial. Die sechste Lektion: Einmal aufgedeckt, immer aufgedeckt. Und zwar nicht nur für die Zukunft, sondern auch für die Vergangenheit.

Nun kann ich noch den ganzen Account schließen lassen, und mir über meinen Generalsekretär einen neuen Referenzschlüssel bestellen, und einen neuen Account mit neuem Pseudonym eröffnen. Wahlweise darf ich als Folge davon nun die 73 von mir unterstützten Initiativen neu unterstützen, meine 4 initiierten Initiativen neu initiieren oder nicht mehr bearbeiten, meine 31 eingehenden Delegationen verlieren, und/oder meine 33 ausgehenden Delegationen neu setzen. Von den aktuell laufenden Abstimmungen ganz zu schweigen. Und für den Fall dass ein Accountwechsel praktikabel gestaltet werden könnte - wären wir genausoweit wie vorher: Das neue Pseudonym ist bereits entweder durch meine neuen, alten Initiativen, oder durch meine neuen, alten Delegationen aufgedeckt. Lektion sieben ist daher Lektion fünf: Aktive Teilnahme -oder- Pseudonymität.

Bis hierhin habe ich doch tatsächlich noch alle Gefahren umschiffen, und mein Pseudonym schützen können. Als ich in meiner letzten Initiative einen bekannten Grundgesetzkommentar zitierte, wurde mir gesagt dass meine Art zu zitieren doch sehr auffällig sei. Und für einen Moment witterte ich schon Gefahr. Doch die Tatsache dass Textanalyse, oder der Personenkreis an den delegiert wird, bereits zur Identifikation ausreichen ist mir keine eigene Lektion wert.

Die tatsächliche Gefahr kam dann von anderer Stelle: Von den Liquid Feedback-Admins selbst. Die ersten Anzeichen kamen - witzigerweise - wieder aus dem Umfeld von Andi Popp: Ein Pirat hat sich unter dem Pseudonym kreuzritter angemeldet, und anschließend sein Pseudonym in kr0815 geändert. Aus Respekt davor, dass Andi Popp mal vor geraumer Zeit diesen Nick verwendet hatte. In sein Profil schrieb er "Ich seh zwar nicht ein, dass irgendwer mehr Rechte auf einen Nick als jemand anderes hat, aber den Nick eines "Promis" nehm ich selbstverständlich nicht." Der Zyniker in mir sieht natürlich sofort die Notwendigkeit ähnlich zu Domainnamen nun ein DISPUTE-Verfahren zu Nick-Kollisionen (Siehe zum Beispiel die Namen Alex oder Wolf in der aktuellen Mitgliederliste), am Besten auch noch vor der WIPO. Jeder hat darzulegen wie, wie oft, wie lange er seinen Nick benutzt, und am Ende wird er einem zugesprochen. Und eigene Liquid Abmahnvereine schützen deine Nicks, wenn du nicht die Zeit dazu hast. Die gute Nachricht ist, dass Pseudonyme nicht einmal eindeutig sein müssen, wie die beiden AndiPopps aktuell schön zeigen:


Verstecken kann man sich dahinter dennoch nicht. Denn das habe ich gestern Abend am eigenen Leib erfahren, als mir von den Liquid Feedback-Admins die Löschung meines Pseudonyms innerhalb von 24 Stunden angedroht wurde. Ob sie damit nur den Namen, oder gleich den ganzen Account meinen, weiß ich leider nicht.

Zusammengefasst will ich eigentlich nur auf eines hinaus:
Pseudonyme in Liquid Feedback sind keine Pseudonyme wie man sie aus anderen Kontexten kennt, sondern eher ein zweiter Nickname. Zwar kann Pirat X in Liquid Feedback sein Pseudonym im klassischen Sinne nutzen, es nicht preisgeben und sich bedeckt halten. Er kann an Abstimmungen teilnehmen, vielleicht ein paar Delegationen verteilen - so wenige, dass daraus nicht klar wird, wem er vertraut. Das muss er dann aber auch konsequent tun. Was im Umkehrschluss bedeutet, dass andere Piraten, die ihn fachlich für kompetent halten, nicht an ihn delegieren können. Bleibt man auf diese Weise anonym, kann man keine Stimmen auf sich vereinen, kann nicht mit eben dieser Kompetenz für seine Initiativen werben und es passiert, was oben schon erwähnt wurde: Gute Initiativen gehen im allgemeinen Gespamme unter.
Delegationen sind Vertrauensbekundungen. Vertrauen hat man aber nicht in anonyme Nutzer. Vertrauen hat man in Piraten die man persönlich oder zumindest online kennt und auf Grund dieser Bekanntschaft als kompetent einschätzt. Das System von LQFB ist auf Delegationen und eben dieses Vertrauen ausgelegt. Und darum ist die Behauptung, Pseudonymisierung sei ein Schutz, in meinen Augen ein unehrliches Ablenkungsmanöver.




So, und nun muss ich mir ein neues Pseudonym suchen. Mich hat es wirklich gewundert dass man so etwas so lange unter dem Tisch halten konnte. Obwohl ich von mindestens 20 Personen weiß dass sie Bescheid wissen. Doch nun: Andi, ich werde dir demnächst deinen Namen zurückgeben. Danke fürs ausleihen. Die Delegationen nehme ich aber mit :)



Nachtrag: Zumindest solange bis ich alle erreicht habe, und informiert habe dass ich nicht Andi Popp bin. Ich habe mein Profil nun geändert und (bis auf einen) alle angeschrieben die fälschlicherweise auf mich delegiert haben.

Dienstag, 17. August 2010

Von lauter unlauter lauten Rücktritten und anderen Inszenierungen

Nachdem ich darum gebeten wurde meine letzte Mail auf die Bundesaktive einer breiteren Masse zur Verfügung zu stellen - Here goes:

Vorgeschichte: Nach der Einführung von Liquid Feedback auf Bundesebene der Piratenpartei Deutschland gab es einige Nachwehen. Als Teil des Fallouts gab am 15.08.2010 der Vorsitzende des KV Trier, Thomas Heinen, nicht nur seinen Rücktritt, sondern auch gleich seinen Austritt bekannt. (Interview) Mit Thomas hatte ich bereits den einen und anderen Streit in Bezug auf die Flamefestival-Seite, allerdings nichts wirklich weltbewegendes. Ein von mir geplantes, klärendes Treffen dazu in Nürnberg kam leider nicht zustande, da ich an diesem Wochenende zu einer überraschenden Seelsorgemission nach Bamberg musste.

Nur zwei Tage später gibt auch einer der beiden Beisitzer im gleichen KV Trier, Felix-Nicolai Müller, nicht nur seinen Rücktritt, sondern auch gleich seinen Austritt bekannt. Als Begründung muss wieder Liquid Feedback herhalten. Soweit, so unspannend. Hätte Felix nicht in seiner Mail auf die Aktivenliste der Piratenpartei nicht als "verfassungsfeindlich, wenn nicht sogar staatsfeindlich" bezeichnet, hätte ich davon auch keine Notiz genommen. In der Folgemail beschimpft er die Piratenpartei als "Verräterpartei 2.0", was mich irgendwie zu einer Antwort provozierte. Dadurch dass die Mail nicht nur an die Trierer Mailingliste, sondern auch an die RLP-Liste und die Bundes-Aktive geschickt wurde, werde ich die Intention des Autors, möglichst viel Staub aufzuwirbeln, berücksichtigen, und die beiden Mails hier verlinken: Ursprügliche Mail vom 17.08., 16:08 Uhr, Mail vom 17.08., 17:10 Uhr (Signaturen und Mailadressen wurden entfernt)

Hier nun meine Antwortmail vom 17.08., 18:48 Uhr:

Hi Felix,

On 17.08.2010 17:10, Felix-Nicolai Müller wrote:
Ich bin Dipl-Ing. (BA) FA: Inf und studiere momentan Psychologie, wozu eine umfangreiche statistische Ausbildung gehört. Momentan bin ich Korrektor für Statistikklausuren im Fach Psychologie.

Ich bin MSc in Computer Science, habe einen Honors Degree in Technology Management, studiere nebenbei Rechtswissenschaften und demnächst einen Promotionsstudiengang ausserhalb meiner bisherigen Fachrichtungen.
Interessieren tut dieser Schwachfug hier aber keinen - und das ist gut so. HIER zählt nur eine Qualifikation: Ich bin -wie du- ausgebildeter Mailinglistentroll und habe im Januar diesen Jahres darin meine Meisterprüfung mit Auszeichnung bestanden. Ich habe mir sogar eigenhändig die Fürther Ehrennadel am Band [1] ertrollt. Allein beim Nennen meines Namens hagelt es Facepalms von Nürnberg bis nach Berlin, von Bingen über Koblenz bis nach Trier. Bei meinem Anblick wird unserem Landesschatzmeister speiübel, und Stephan Eisvogel wird sprachlos. Ganze Landesverbände werden vorsichtshalber handlungsunfähig wenn sie eine Mail von mir sehen.
Doch genug der formalen Freundlichkeiten. Lass mich Dir sagen, quasi in Augenhöhe, von Troll zu Troll,...

Ich habe gekämpft. Ich habe geklagt.

ICH habe gekämpft! ICH habe geklagt! Damals. An der Front. An DEINER Front. Ich war auf Deiner Gegenseite. In der guten alten Zeit! Welch heroische Schlammschlachten. Ganze Battalione haben wir damals ohne Nachzudenken in den Eigenbeschuß geschickt. Alles verheizt. Warum? Weil wir es wollten. Weil wir es konnten. Und das Napalm brannte heiß. Heißer als jedes Flamefestival davor und danach. Der Nachthimmel war stets erleuchtet von den brennenden Kreisverbänden. Und die Uniformen waren cool. Die Anträge waren zahlreich. Sie waren explosiv. Sie waren explosiv hirnrissig. Auf beiden Seiten. Die Schriftsätze episch, sowohl inhaltlich als auch von der Länge. Das Schiedsgericht hat vermutlich bis heute posttraumatische Störungen davongetragen. Und es war toll. Und ich würde es wieder tun.

Und doch konnte alles nicht darüber hinwegtäuschen dass die Klage halt einfach Schmarrn war. Leider hat sich Deine Klage und leider haben sich Deine Ausführungen in der mündlichen Verhandlung eben auch auf "LQFB ist schlecht, me-too" begrenzt, und nicht ausgeführt warum LQFB verboten gehört, warum es datenschutzrechtlich bedenklich, parteienrechtlich bedenklich, verfassungsrechtlich bedenklich sein soll. Du hast nicht mal einen eigenen Schriftsatz eingereicht. Du hast aus meiner Sicht geklagt um auch dabei gewesen zu sein (und weil du Bodo nicht zugetraut hast sein Ding durchzuziehen). Und bei DER Argumentationstiefe kannst du zwar auf der Aktiven gewinnen, aber nicht vor Gericht. (Ausnahmen bestätigen die Regel)

Ich habe den Kampf bei den Piraten verloren und daraus ziehe die die Konsequenzen. So etwas nennt man Verantwortung. Auszutreten - das ist ein normaler Prozess innerhalb einer "noch jungen" Partei. Und es setzt Zeichen, wenn es genug tun. Es macht auch den Weg für bessere und klarere Politik frei.

Jup, deswegen - und genau deswegen - hätten wir schon in Bingen die Konsequenzen ziehen sollen: Die Bundespartei auflösen und der Sache ein Ende setzen.

Warum?

Gegen Liquid-Feedback waren aus deiner Sicht 80%.
Gegen die Piratenpartei waren zur Bundestagswahl 98%.

Die einzige logische Konsequenz: Schwanz einziehen und rennen. Geschwind wie der Wind.

Mein Kampf geht weiter - gegen die Piraten, die Verräterpartei 2.0. Nur eben nicht als Pirat.

Und dann aus dem sicheren Ausland reinbashen. Zu irgendwas muss das Trolltraining ja gut sein.

Die Alternative - Hinfallen, Aufstehen, Argumentieren, wieder Hinfallen, wieder Aufstehen, zähes Scheitern über mehrere Legislaturperioden, niemals aufgeben, Mehrheiten sammeln und dann irgendwann Klarmachen-zum-Ändern in Chemnitz - viel zu kompliziert, zu aufwendig, zu schwierig, keine instant gratification, in anderen Worten schlicht unpiratig. Ausserdem ist das viel zu weit, und Mama fährt mich nicht.

Good riddance, ich werde dich nicht vermissen. Ich gehe nämlich eh davon aus dass du uns auf der Aktiven erhalten bleibst. Wäre ja auch merkwürdig wenn nicht.

Beste Grüße,
-Markus


[1] http://bit.ly/cjeEAD -- §15, ganz unten letzter Satz.

--
Ich weiß nicht immer, wovon ich rede. Aber ich weiß, dass ich recht habe. - Muhammad Ali



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