Donnerstag, 18. April 2013

I forgot how to Mitmachpartei

Deutschland. 2013. Wahlkampf. Piratenpartei.

Der Bundesvorstand schickt eine Umfrage rum, in der 42 Plakatsprüche zur Auswahl gestellt werden.

Und der Pirat reagiert vorhersagbar: Empörung. Was fällt dem Bundesvorstand ein solch schlechte Sprüche vorzuschlagen!


Ehrlich? Soll das die Reaktion sein?


Eigentlich sollte es mich nicht wundern. Dass 2013 eine Bundestagswahl ansteht, ist ja quasi gerade erst vor 4 Jahren bekannt geworden. Das war natürlich viel zu wenig Zeit. Andererseits, als ein namentlich bekannter (mittlerweile Ex-)Pirat im August 2009 mit der Planung der bayrischen Landtagswahl 2013 anfangen wollte, hieß es "viel zu früh".

Wann ist also der beste Zeitpunkt Plakatsprüche zu sammeln? Ganz einfach: Danach. Im Idealfall wenn die Wahl vorbei ist. Denn dann hat man es besser gewusst, muss seine Ideen nicht verteidigen, kann sich über andere aufregen und setzt sich keinem Risiko aus dass die guten, eigenen Sprüche von irgendwelchen wildfremden Leuten mit weniger Ahnung kritisiert werden.
Ausserdem will man die guten, eigenen Sprüche gar nicht auf den Plakaten sehen, weil das Design schlecht ist. Und die falschen Leute (übersetzt: 'nicht ich') auf Listenplatz #1 gewählt wurden. Denn wer mein Genie verkennt, hat meine Plakatsprüche nicht verdient. Und überhaupt hat es doch der BuVo verbockt.

Dass es im Wiki eine permanente Slogansammelseite gibt - geschenkt. Dass die aus den 42 Slogans ausgewählten Slogans keine abschließende Auswahl ist - egal. Dass du deinen eigenen Slogan - wenn vielleicht nicht in einer bundesweiten Kampagne - trotzdem z.B. in deinem LV tapezieren könntest... Irrelevant, denn dafür müsste man was tun. Und zwar vorher.

Vorher hat der moderne Mitmachpirat aber keine Zeit.
Denn er muss sich über die Vergangenheit aufregen.
Und davon gibt es so viel.

Und das erklärt, warum es für die gänzlich unwichtige Aufgabe das Parteiprogramm nach aussen zu vertreten aktuell 1 - in Worten: EINEN - Bewerber gibt.

Das mit der Mitmachpartei ging vor lauter Strukturbildung, Strukturbildung zur effizienteren Strukturbildung und Befehlskettenbastelei unterwegs irgendwo verloren.

Aber keine Sorge: Sobald der/die eine dann nachher was sagt - machen alle wieder mit.

Nachtrag: Die Tweets waren aus einer nachträglichen Twitter-Suche zufällig ausgewählt. Hier werden sie natürlich ohne jeglichen Kontext widergegeben - insbesondere folge ich keinen der drei Autoren. Auch ist natürlich aus den Tweets nicht erkennbar, wer sich wie viel vorher eingebracht hat. Siehe dazu auch den Kommentar von Jakob Juergen Weiler. Die drei Tweets geben aber die zu dem Zeitpunkt gefühlte Stimmung aus der Timeline (und Rageline) sehr gut wieder.

4 Kommentare:

  1. Was ist eigentlich aus den 42 Thesen geworden? :
    http://wiki.piratenpartei.de/42_Thesen#cite_note-10
    Die sind auf jeden Fall zu gebrauchen.

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  2. Hallo Anthem,
    ich hoffe mal nicht, dass es nur so Reaktionen gibt. Meine Erfahrung als Pirat ist: Wenn niemand was sagt, war man perfekt/genial und bekommt KEIn Feedback. Zuspruch und Lob sind rar in der negativkritikgeschulten Partei. Das mag nach außen hin prima sein, nach Innen hin wirkt es auf Dauer demotivierend und bisweilen selbstzerstörerisch. Dem kann man meines erachtens nach nur eine Kommunikationsstrategie entgegen setzen, bei der jeder mit sich selbst anfangen muss: Wen/was könnte ich heute mal loben/bestärken, jenseits von kleinkarierter Herumkrittelei, die ja auch manchmal charakterbedingt sein muss anscheined ;) In hessen haben wir damit gute Erfahrungen gemacht in den letzten Monaten. Man traf sich zum Grillen (nicht dem von Kandidaten) und diskutierte die Probleme und das kam dabei raus...

    Zur Sache an sich: Klar finde ich nicht alle Sprüche toll, aber es gibt ja eine fette Auswahl. Und Du hast vollkommen recht, dies ist ja nix ausschließliches. Dank allen fleißigen Helfern die da mitgewirkt haben, diese reduzierte Auswahl präsentiert zu bekommen. Ich hätte nicht hunderte Slogans abstimmen/lesen wollen. Ganz klar ein Politik 1.0 - "Weiter so". Die Uhr tickt zum Wahlkampf. Miteinander nicht gegeneinander oder nebeneinander. Wir wollen es ja nicht "verkacken" (vom altgriechischen Wort kakos = schlecht) :-)

    lg Gernot Köpke Südhessen

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  3. Jakob Juergen Weiler18. April 2013 um 18:57

    Tja. Hätte ich mich nicht im Vorfeld bei der Slogan-Suche beiteiligt, würde ich mich jetzt ja schamhaft errötet in die Ecke stellen. Aber ich habe mich an der Suche mit gleich mehreren Vorschlägen in einem Sammelpad beteiligt. Und das aus einer Vielzahl an Sprüchen nun keiner meiner Entwürfe ausgewählt wurde - geschenkt. Vielleicht fand ja nur ich die brauchbar.
    Ich möchte nur nicht die Behauptung im Raum stehen lassen, ich würde ohne eigene Beteiligung bloß meckern wollen. So ticke ich jedenfalls nicht.

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    1. Ich will böswillig jedem Leser und Kommentator die eigene Untätigkeit unterstellen, und so zum Nachdenken anregen. Damit kann ich natürlich nicht immer recht haben. Meine Absicht war aber hier nicht hier einzelne Leute anzuprangern. Entschuldigung.

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