Deutschland. 2013. Wahlkampf. Piratenpartei.
Der Bundesvorstand schickt eine Umfrage rum, in der 42 Plakatsprüche zur Auswahl gestellt werden.Und der Pirat reagiert vorhersagbar: Empörung. Was fällt dem Bundesvorstand ein solch schlechte Sprüche vorzuschlagen!
Ehrlich? Soll das die Reaktion sein?
Eigentlich sollte es mich nicht wundern. Dass 2013 eine Bundestagswahl ansteht, ist ja quasi gerade erst vor 4 Jahren bekannt geworden. Das war natürlich viel zu wenig Zeit. Andererseits, als ein namentlich bekannter (mittlerweile Ex-)Pirat im August 2009 mit der Planung der bayrischen Landtagswahl 2013 anfangen wollte, hieß es "viel zu früh".
Wann ist also der beste Zeitpunkt Plakatsprüche zu sammeln? Ganz einfach: Danach. Im Idealfall wenn die Wahl vorbei ist. Denn dann hat man es besser gewusst, muss seine Ideen nicht verteidigen, kann sich über andere aufregen und setzt sich keinem Risiko aus dass die guten, eigenen Sprüche von irgendwelchen wildfremden Leuten mit weniger Ahnung kritisiert werden.
Ausserdem will man die guten, eigenen Sprüche gar nicht auf den Plakaten sehen, weil das Design schlecht ist. Und die falschen Leute (übersetzt: 'nicht ich') auf Listenplatz #1 gewählt wurden. Denn wer mein Genie verkennt, hat meine Plakatsprüche nicht verdient. Und überhaupt hat es doch der BuVo verbockt.
Dass es im Wiki eine permanente Slogansammelseite gibt - geschenkt. Dass die aus den 42 Slogans ausgewählten Slogans keine abschließende Auswahl ist - egal. Dass du deinen eigenen Slogan - wenn vielleicht nicht in einer bundesweiten Kampagne - trotzdem z.B. in deinem LV tapezieren könntest... Irrelevant, denn dafür müsste man was tun. Und zwar vorher.
Vorher hat der moderne Mitmachpirat aber keine Zeit.
Denn er muss sich über die Vergangenheit aufregen.
Und davon gibt es so viel.
Und das erklärt, warum es für die gänzlich unwichtige Aufgabe das Parteiprogramm nach aussen zu vertreten aktuell 1 - in Worten: EINEN - Bewerber gibt.
Das mit der Mitmachpartei ging vor lauter Strukturbildung, Strukturbildung zur effizienteren Strukturbildung und Befehlskettenbastelei unterwegs irgendwo verloren.
Aber keine Sorge: Sobald der/die eine dann nachher was sagt - machen alle wieder mit.
Nachtrag: Die Tweets waren aus einer nachträglichen Twitter-Suche zufällig ausgewählt. Hier werden sie natürlich ohne jeglichen Kontext widergegeben - insbesondere folge ich keinen der drei Autoren. Auch ist natürlich aus den Tweets nicht erkennbar, wer sich wie viel vorher eingebracht hat. Siehe dazu auch den Kommentar von Jakob Juergen Weiler. Die drei Tweets geben aber die zu dem Zeitpunkt gefühlte Stimmung aus der Timeline (und Rageline) sehr gut wieder.